Im Leitantrag der Tiroler Landesregierung „Land und Klima schützen“ vom September 2021 wurden diese Ziele klar definiert und Werkzeuge wie die Energieausweisdatenbank auf den Weg gebracht. Doch was bedeutet das in der Praxis? Im Neubau stellen diese Ziele keine großen Herausforderungen dar. Bis zu einer Leistung von 100 kW, (was in etwa 15 Einfamilienhäusern entspricht) gibt es ausreichend Möglichkeiten ein Gebäude kostenoptimal mit erneuerbarer Heizenergie zu versorgen und warmes Wasser für Küche und Bad bereitzustellen. Bei Bestandsgebäuden wird den PlanerInnen und InstallateurInnen etwas mehr an Know-how abverlangt. Wenn aber eine Handvoll Rahmenbedingungen berücksichtigt werden, kann auch hier Entwarnung gegeben werden. Die Dekarbonisierung von Tirols Wohngebäuden ist definitiv keine Raketenwissenschaft.
Oft scheint es so, als ob es viele unterschiedliche Möglichkeiten und Kombinationen gäbe, um den Sektor Raumwärme frei von CO2 zu machen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass 90 % der Fälle, die Wohngebäude betreffen mit drei Technologien abgedeckt werden können. Denn viele der oft diskutierten Heizsysteme oder alternativen Brennstoffe sind entweder gar nicht in Serienreife am Markt verfügbar oder so hochpreisig, dass sie bei näherer Betrachtung für die HeizungsbesitzerInnen nicht infrage kommen.
1. Die Wärmepumpe
Die Energie-Ziel-Szenarien, welche im Auftrag des Landes Tirol erstellt wurden, sprechen eine klare Sprache. Die Wärmepumpen-technologie muss in der Raumwärme eine zentrale Rolle einnehmen.
Kein anderes Heizsystem schafft Wirkungsgrade zwischen 250 % und 450 % – deshalb ist diese Art des Heizens in den langfristigen Zielen so hoch gewichtet. Ob Luft, - Grundwasser- oder Solewärmepumpen zum Einsatz kommen, hängt vom individuellen Projekt und von den lokalen Rahmenbedingungen ab. Die einzige wesentliche Einschränkung dieser Systeme ist die maximale Vorlauftemperatur. Je höher diese ist, desto mehr elektrischer Strom wird zusätzlich zur kostenlosen Umweltenergie benötigt. Übersteigt die Vorlauftemperatur am kältesten Tag des Jahres nicht 50 °C, ist aber jedenfalls davon auszugehen, dass Wärmepumpen ihren Beitrag zur Tiroler Energieautonomie leisten.
2. Die Pelletsheizung
Diese vollautomatischen Biomasseheizungen sind die logische
Folgetechnologie von Ölheizungen, wenn die Vorlauftemperaturen deutlich über 50 °C liegen, oder, was in Geschosswohnbauten häufig der Fall sein kann, wenn überproportional zur Niedertemperaturenergie für die Raumwärme viel Hochtemperaturenergie für die Warmwasserzirkulation aufgewendet werden muss.
Rauchfang und Lagerraum sind in der Regel vorhanden und können für das neue Heizsystem adaptiert werden. Pellets Brennwertgeräte sind bereits lange Stand der Technik und holen noch mal mehr Energie aus dem Brennstoff heraus. Darüber hinaus kann mit dieser Technologie auf einen Pufferspeicher verzichtet werden.
3. Fern- & Nahwärmesysteme
Fern- und Nahwärmesysteme haben gleich wie Pelletheizungen keine Einschränkung, was hohe Vorlauftemperaturen angeht. Allerdings kann auf einen Brennstofflagerraum verzichtet werden und große Energiemengen in kurzer Zeit sind anstandslos abrufbar. Also sind bei hohen Vorlauftemperaturen oder großen Leistungen Fern- und Nahwärmesysteme oft die beste Wahl beim Heizungstausch. Insbesondere, wenn es darum geht, Erdgasheizungen zu ersetzen, ist mit einem Fernwärmeanschluss die Lagerraumfrage schnell gelöst.
Die einzige Einschränkung liegt auf der Hand – ist keine erneuerbare Fernwärme vorhanden oder erst im Ausbau begriffen, fällt diese Lösung aus. An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig ein Planungshorizont von mehreren Jahren ist.